Mitunter wirkte er ein bisschen übermotiviert. So wie in der 52. Minute, als Christian Schulz seine Bremer Ex-Kollegen in Ronaldinho-Manier mit einem doppelten Übersteiger überraschte, den Ball danach aber dem Gegner in die Füße spielte.

„Zumindest die Täuschung war gelungen“, meinte „Schulladinho“ zu seiner Entschuldigung. Doch der 25-Jährige gehörte zu den besten 96ern, nicht nur wegen seines zweiten Saisontreffers in der 9. Minute: Ecke Szabolcs Huszti auf den ersten Pfosten, Kopfball Schulz, Tor. Eine Variante, die im Abschlusstraining noch intensiv trainiert worden war. „Das war ein Super-Ball von Szabi genau in den Lauf, da hat alles gepasst“, schilderte Schulz, der bereits beim 2:5 gegen Hoffenheim getroffen hatte.

Dieses Mal blieb der Torjubel jedoch aus. Die rechte Hand vorm Mund, die linke abwehrend in Richtung 96-Mitspieler, wollte er den Treffer gegen den Klub, in dem er zwölf Jahre aktiv gewesen war, im Stillen genießen. „Wenn du so lange bei einem Verein gewesen bist, gehört es sich einfach nicht, ausgelassen zu jubeln. Ich habe mich innerlich gefreut“, sagte der gebürtige Bassumer.

Nach vielen kleineren Verletzungsproblemen hat er auf seiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld an der Seite von Hanno Balitsch nun endlich seinen Rhythmus gefunden. „Eine Leistungssteigerung ist klar zu erkennen, aber die Abstimmung mit Hanno kann noch besser werden“, sagt 96-Trainer Dieter Hecking.

Allerdings könnte Schulz schon gegen Berlin zurückbeordert werden, falls Linksverteidiger Konstantin Rausch eine Erholungspause bekommt. Doch auch das dürfte den Ex-Nationalspieler Schulz in seinem Tatendrang momentan nicht stoppen. Übermotiviert schien er auch noch nach dem Schlusspfiff. Mit fünf Trikots marschierte Schulz aus der Werder-Kabine – neben Naldo und Rosenbergs Dress entführte er auch die ungetragenen Trikots der Bremer Ausfälle Diego, Daniel Jensen und Per Mertesacker.

VON THORSTEN LANGENBAHN