NIEMALSALLEIN

Wahrscheinlich hätte sich Robert Enke lieber nochmal die Hand gebrochen oder auch ein Schienbein – dann wüsste er wenigstens, wann er wieder kraftvoll zupacken und abschlagen kann, er könnte sich klammern an den Zeitplan seiner Genesung.

 

Jetzt sitzt er jedoch verunsichert zu Hause, bei Frau, Kind und den Hunden in seinem idyllisch bäuerlichen Anwesen – und grübelt. Er versucht sich fitzuhalten, so weit es geht, mit kleinen Übungen und beim sanften Joggen, heute auch wieder beim vorsichtigen Üben mit 96-Torwarttrainer Jörg Sievers. Vermutlich lauscht der ehrgeizige Profi dabei gereizt und kritisch in seinen Körper, der ihm derzeit einen gehörigen Streich spielt.

Enke ist offenbar mit irgendetwas infiziert, er leidet unter einer mysteriösen Krankheit, die zwar nicht sein Leben bedroht, aber doch den erfolgreichen Fortgang seiner bisher so großartigen Karriere. Es ist beinahe wie in der amerikanischen RTL-Klinik-Serie "Dr. House", wo Woche für Woche rätselhaft erkrankte Patienten mit allerlei riskanten Methoden behandelt werden, bis endlich der Chef den entscheidenden Geistesblitz hat. Meistens handelt es sich am Ende um eine banale Diagnose, mit ein paar Augentropfen in die Nase oder dem Weglassen von hormonbelasteten Hähnchenburgern ist alles wieder gut.

Auf so einen Geistesblitz ist auch Enke angewiesen, die üblichen Untersuchungen bei verschiedenen Experten sind ja bislang ergebnislos verlaufen – selbstverständlich, dass der Torhüter nun nicht aufgibt, weil er etwa schon genug hätte von Kanülen im Arm und wuseligen Menschen in weißen Kitteln, und sich auch nicht ins Schneckenhaus zurückzieht. Die größte Belastung bei ungelösten Krankheitsfällen in Leib und Seele ist schließlich immer die Unsicherheit, die Angst vor Rückfällen. Deshalb, dafür muss man kein Professor für innere Medizin oder Psychologie sein, sollte Enke tapfer weiterkämpfen. Denn eigentlich wirkt er genau wie der Typ dafür, Gegner so wirkungsvoll zu besiegen, dass sie wirklich nicht mehr gefährlich werden können. Und 96 muss seinem wertvollsten Mitarbeiter dafür alle Hilfe leisten, die überhaupt denkbar ist.

 

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