Alle müssen ein bisschen mehr zusammenrücken bei 96. Auch auf der Ersatzbank. Dort nahm in Dortmund auch Andreas Marlovits Platz. Ein Psychologe auf der Bank, das ist neu in der Bundesliga. Vor dem Spiel war Marlovits in der Kabine gewesen, währenddessen saß er neben Sportdirektor Schmadtke, und nachher schaute er in die leeren Augen der Spieler. Er mischte sich unter die 1:4-Verlierer und eskortierte sie in die Umkleide. Er wollte demonstrieren: Ich bin bei euch!

Seit einer Woche gehören Marlovits und sein Mitarbeiter Michael Grunwald zum Trainerteam. Aber erreichen sie die Köpfe der Profis? Nürnbergs Trainer Dieter Hecking, der als 96-Trainer verordnete psychologische Hilfe abgelehnt hatte, ahnt, wie es läuft. "Dann kommst du mit einem Psychologen, dann sagen fünf Spieler: ,Hurra, endlich einer, der mit mir spricht.’ Fünf sagen: ,Na okay, das hör ich mir mal an", und zehn sagen: ,Was will der hier?’", sagte Hecking im DSF-Doppelpass. Zu den letzten zehn gehören erfahrene 96-Spieler wie Hanno Balitsch und Altin Lala. "Reden, reden, reden, wir brauchen Punkte", sagte Lala.

Balitsch war ebenfalls anzumerken, dass er den sportpsychologischen Ansatz eher überflüssig findet. Der deprimierende Gesamteindruck der Mannschaft im Dortmund lässt darauf schließen, dass Balitsch recht haben könnte. Mirko Slomka verteidigt die Maßnahme. "Es ist ja nicht so, dass jemand reinkommt und sich sofort alles verändert", sagt der 96-Cheftrainer. Florian Fromlowitz, der von Beinschüssen und vom gescheiterten Tremmel-Transfer angefressene Torhüter, habe anders als Balitsch "ein persönliches Verhältnis" zu Marlovits aufgebaut. "Ich werde das Gespräch weiter suchen", sagte der 23-Jährige und sprach von einem "Klick im Kopf".

Bei Fromlowitz, der seinen "kompletten Aufgabenkatalog erfüllt hat" (Slomka), haben die Psychologen den Schalter offenbar gefunden. Gestern gabs den nächsten Versuch, den Rest zu erreichen. Slomka verordnete: "Eine Einheit mit Doktor Marlovits, als Gruppe."