NIEMALSALLEIN

„Drink for you in Kühlbox“, sagte nach dem Carlitos-Debüt in Osnabrück ein 96-Betreuer zu dem Portugiesen. Der musste breit grinsen, als er das Kauderwelsch hörte, schließlich hatte er drei Jahre beim FC Basel gespielt.

 

Spieler aus elf verschiedenen Nationen muss der 96-Schmelztiegel in dieser Saison vereinen. Die 28 Spieler im Kader haben sieben verschiedene Muttersprachen. Trotzdem gibts keine Pflicht zum Deutschunterricht. „Ich schreibe es den Spielern nicht vor“, sagt 96-Trainer Mirko Slomka.


Trainer Ralf Rangnick schickte seine ausländischen Profis wie Jan Simak oder Jiri Kaufman noch gemeinsam zum Vokabelnpauken, Ewald Lienen forderte 2004, eine „Verpflichtung zum Deutschlernen müsste sogar in die Verträge geschrieben werden“. Slomka geht den Sprachenwirrwarr pädagogischer an. „In den meisten Fällen kann man das nicht erzwingen, das muss aus freien Stücken passieren“, sagt er, „ich habe es in meiner Trainerlaufbahn so kennengelernt, dass sich Spieler sonst eher dagegen sträuben.“

Verständigungsprobleme sieht er nicht: „Die Fußballsprache lernen sie auf dem Platz.“ Ansprachen hält Slomka auf Deutsch, nur ganz vereinzelt gibt er Stichworte auf Englisch. Bei wichtigen Einzelgesprächen hilft Nestor El Maestro als Übersetzer, der Kotrainer spricht Serbisch, Englisch, Spanisch, Deutsch und Portugiesisch. Viele andere Fußballlehrer gehen strenger damit um. Herthas Markus Babbel forderte kürzlich Deutschkurse für alle seine ausländischen Spieler, Real Madrids Trainer José Mourinho kritisierte fehlende Sprachkenntnisse seiner Zugänge Mesut Özil und Sami Khedira. Die deutschen Nationalspieler könnten auf Spanisch nicht mehr als „Hallo“ und „Guten Tag“ sagen. Auch Englisch könnten sie kaum. Die Folge: „Ihre Teilhabe am sozialen Leben des Kaders ist gleich null“, sagt Mourinho.

Dieses Problem sieht 96-Kapitän Steven Cherundolo nicht. „Es ist hilfreich im privaten Bereich, schnell Deutsch zu lernen“, sagt der US-Nationalspieler aus eigener Erfahrung, „aber es spielt keine Rolle, ob eine Mannschaft intakt ist oder nicht.“ Wenn nichts mehr geht, ist auch bei 96 Englisch die Universalsprache. Didier Ya Konan und Constant Djakpa – als Ivorer mit Französisch aufgewachsen – behelfen sich so, auch der Norweger Mohamed Abdellaoue.

„Wir verstehen, was der Trainer sagt“, sagen Ya Konan und Djakpa unisono. US-Neuzugang Marcus DaBeasley hat für nächste Woche schon seine erste Deutschstunde vereinbart. „Ich spreche ein bisschen Niederländisch, das hilft vielleicht“, sagt der Ex-Spieler der PSV Eindhoven. Und Christian Schulz meint lachend: „Die Fußballwelt wird halt immer internationaler.“

 

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