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Von der SG Volkspolizei zum Dresdner Kultklub

Am Samstag sind die Roten zu Gast bei Dynamo Dresden. Wir haben wieder Kurioses und Historisches zum nächsten 96-Gegner zusammengefasst.

/ Profis
Das Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden.

Nächster Gegner: Dynamo Dresden
Was hat der Weltmeister-Trainer Helmut Schön mit Dresdner Fußball zu tun? Wie ist die SG Dynamo zu ihrem Namen gekommen? Und warum darf der Klub kein Maskottchen einführen? Das und mehr verraten wir in unserem Gegnerporträt vor dem Gastspiel von Hannover 96 bei der SG Dynamo Dresden am Samstag (13 Uhr, Liveticker auf hannover96.de).

  • Von der SG Volkspolizei zur SG Dynamo: Offizielles Gründungsdatum der SG Dynamo Dresden ist der 12. April 1953 - hochklassiger Fußball wurde in der Stadt an der Elbe aber schon viel früher gespielt. Vor der Teilung Deutschlands gehörte die Mannschaft des Dresdner SC mit den Nationalspielern Helmut Schön und Willibald Kreß zu den besten des Landes, gewann 1943 und 1944 die deutsche Meisterschaft sowie 1940 und 1941 den deutschen Pokal. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Fußballvereine auf dem Gebiet der späteren DDR von der Sowjetischen Militäradministration jedoch aufgelöst - und durch staatlich organisierte Sportgemeinschaften ersetzt. Im Oktober 1948 entstand in Dresden die SG Deutsche Volkspolizei, die 1953 wiederum in die DDR-weite Sportvereinigung Dynamo eingegliedert wurde. Seitdem heißt Dresdens größter Sportverein SG Dynamo Dresden.     
  • Starke Siebziger: Ihre sportlich beste Zeit erlebte die SG Dynamo Dresden in den Siebzigerjahren mit fünf DDR-Meisterschaften (1971, 1973, 1976, 1977 und 1978) und zwei DDR-Pokalsiegen (1971 und 1977). Zudem sicherte sich der Klub zwischen 1970 und 1980 in jeder Saison einen Platz unter den Top drei in der Liga und qualifizierte sich somit ohne Unterbrechung für den Europapokal. Mit insgesamt acht Meisterschaften - der letzten im Jahr 1990 - und sieben Pokalsiegen gehörte Dynamo zu den erfolgreichsten und beliebtesten Klubs in der DDR.
  • "Wunder von der Grotenburg": Zu Spitzenzeiten sorgten die Dresdner nicht nur national, sondern auch international für Furore. Dreimal erreichte der Ost-Klub das Viertelfinale im Europapokal der Landesmeister (1976/77, 1978/79 und 1990/91), zweimal das Viertelfinale im Europapokal der Pokalsieger (1984/85 und 1985/86) und einmal sogar das Halbfinale im UEFA-Pokal (1988/89). In besonderer Erinnerung sind vor allem zwei Europapokal-Auftritte der Dresdner geblieben: das erste deutsch-deutsche Duell auf europäischer Ebene zwischen Dynamo und dem FC Bayern München im Herbst 1974, das das Münchner Starensemble in zwei knappen Spielen für sich entschied (4:3 und 3:3) - und das "Wunder von der Grotenburg" (WDR-Bericht ansehen). Im März 1986 trafen Dynamo und Bayer 05 Uerdingen im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger aufeinander. Dresden gewann das Hinspiel zu Hause mit 2:0 und führte im Rückspiel in Krefeld zur Pause mit 3:1 - verlor am Ende aber noch mit 3:7 und schied aus.
  • Wappen im Wandel: Rot-Grün-Rot regierte bis 2018 im Dresdner Stadtrat. Rot-Grün-Rot beschreibt aber auch, wie sich das Logo der SG Dynamo Dresden in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Bei der Gründung 1953 entschied man sich zunächst für ein geschwungenes weißes D auf bordeauxrotem Hintergrund. Ende der Sechzigerjahre wurde dem schlichten Emblem ein gelb-schwarzer "Dresden"-Schriftzug hinzugefügt. Weil der Klub aber der DDR-weiten Sportvereinigung Dynamo angehörte, in der unter anderem die Sportgruppen der Volkspolizei und der Staatssicherheit zusammengeschlossen waren, wurde das historisch belastete Bordeauxrot nach der Wende durch das sächsische Grün ersetzt. Allerdings nur für ein paar Jahre: Bereits von 2002 an wurde neben dem grünen auch das traditionelle Logo wieder verwendet. Seit 2011 nutzt Dynamo Dresden ausschließlich das bordeauxrote Wappen.   
  • Niedergang in den Neunzigern: Nach der Wende qualifizierten sich die Dresdner in der Saison 1990/91 für die eingleisige Bundesliga. Überschattet wurde der Erfolg in jenem Jahr aber von einem schwarzen Abend im Europapokal der Landesmeister: Während des Viertelfinal-Rückspiels gegen Roter Stern Belgrad kommt es im Rudolf-Harbig-Stadion zu gewalttätigen Ausschreitungen. Hunderte Randalierer werfen Steine und andere Wurfgeschosse auf Spieler, Trainer und Schiedsrichter. Die Partie wird in der 78. Minute beim Stand von 1:2 abgebrochen, die SG Dynamo wird für zwei Jahre aus allen sportlichen Wettbewerben ausgeschlossen. Der nächste Tiefpunkt folgt im Sommer 1995: Nach Jahren des Missmanagements wird dem Verein die Lizenz für die erste und zweite Liga entzogen, die SG Dynamo muss in die drittklassige Regionalliga zwangsabsteigen. 2000 geht es gar in die vierte Liga. In den Folgejahren schafft der Verein mit Trainer Christoph Franke aber die Wende und kehrt in den Profifußball zurück.   
  • Neubau an alter Stätte: Dresdens Fußballer tragen ihre Heimspiele im Rudolf-Harbig-Stadion aus, das nach einem Neubau im Jahr 2009 Platz für 32.066 Zuschauer bietet. Benannt ist das zweitgrößte deutsche Ein-Rang-Stadion nach dem Dresdner Leichtathleten Rudolf Harbig, der als Mittelstreckenläufer mehrere Weltrekorde aufstellte und 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin Bronze mit der 4x400-Meter-Staffel gewann. Weil Harbig aber auch Mitglied der NSDAP und Sturmmann in der SA war, wurde die Sportanlage 1971 von der DDR-Führung in Dynamo-Stadion umbenannt. Seit 1990 heißt die Spielstätte der Dresdner Fußballer wieder Rudolf-Harbig-Stadion.
  • Fancharta verbietet Maskottchen: Die SG Dynamo Dresden hat kein Maskottchen - und wird wohl auch nie eines bekommen. Zumindest dann nicht, wenn sich Verein und Fans an eine Vereinbarung aus dem Jahr 2015 halten. In der Fancharta, die beide Seiten nach einem langen Dialog überarbeitet haben, heißt es: "Die Stimmung und der Support gehen ausschließlich vom Publikum aus. (...) Ein Maskottchen und/oder Cheerleader kommen nicht zum Einsatz."
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