NIEMALSALLEIN

Schneefall, ein Orkan und Spielverderber im Kölner Keller

Die Fußball-Zweitligasaison 2019/20 wird wegen der Corona-Pandemie in die Geschichte eingehen. Auch für Hannover 96 war es eine wechselhafte Spielzeit, auf deren wichtigste Augenblicke wir in einer dreiteiligen Rückblick-Serie in Text und Bild schauen. Heute Teil 2 – vom trostlosen 1:1 gegen Sandhausen mit Folgen bis zum starken 1:1 im Nordduell mit Tiefschlag in der Nachspielzeit.

/ Profis

 

12. Spieltag: Hannover 96 – SV Sandhausen 1:1

 

So einen Start wünscht sich jede Mannschaft. Nach sieben Minuten steht Hendrik Weydandt nach einer Flanke von Julian Korb (Bild) goldrichtig und köpft zum 1:0 ein. 24.100 Zuschauer sind an diesem regnerischen, kalten Freitagabend in der HDI Arena und unterstützen die Roten über die gesamten 90 Minuten. Doch weder das frühe Tor noch die lautstarken Fans verleihen den 96-Profis Sicherheit, die nach der 63. Minute komplett verloren geht: Der eingewechselte Aziz Bouhaddouz nutzt das Durcheinander in der 96-Abwehr und schiebt zum 1:1 für Sandhausen ein. Danach bleibt 96 überlegen, spielt sich aber nur wenig Torchancen raus. Im Tor der Roten vertritt Michael Esser den gesperrten Ron-Robert Zieler gut und ist beim Gegentreffer machtlos. Was beim Abpfiff noch keiner weiß: Das Unentschieden ist die letzte 96-Partie mit Mirko Slomka auf der Trainerbank. Am 3. November trennt sich 96 von Slomka.

13. Spieltag: 1. FC Heidenheim – 96 4:0

Das trübe Wetter passt zum 96-Auftritt: Schon nach zwei Minuten geht Heidenheim durch Tim Kleindienst in Führung. Danach schafft es 96, das Spiel ausgeglichen zu gestalten, doch nach der Pause kommt es knüppeldick. Erst erhöhen die Heidenheimer nach einem Eckball durch Kleindienst auf 2:0 (49. Minute), dann wird es mit dem Platzverweis gegen Marcel Franke und dem damit verbundenen Strafstoß, den Marc Schnatterer zum 3:0 verwandelt (53.), richtig bitter. Sebastian Griesbecks 4:0 (Bild) rundet den gebrauchten Tag für 96 ab. Zur Geschichte des Spiels gehört auch: Die beiden Co-Trainer Asif Saric und Lars Barlemann, die als Interimscoaches fungieren, trifft keine Schuld, sie haben auch in der Vorbereitung einen guten Job gemacht. Doch die Mannschaft lässt beide an diesem Tag im Regen stehen.

14. Spieltag: 96 – Darmstadt 98 1:2

Premiere für den neuen Trainer Kenan Kocak – und ein Aufreger aus dem Kölner Videokeller. In der turbulenten ersten Halbzeit geht Darmstadt zweimal in Führung, dazwischen liegt das Ausgleichstor von Genki Haraguchi. 96 stemmt sich nach der Pause mit aller Macht gegen die Niederlage und schafft in der 87. Minute das 2:2. Denken zumindest die 22.100 Zuschauer. Doch es kommt anders. Der gerade eingewechselte Marc Stendera zieht einfach mal ab und trifft absolut sehenswert in den linken Winkel. Der Jubel auf dem Platz und auf den Rängen ist riesig - allerdings nur, bis der Treffer per Videobeweis überprüft wird. Schließlich wird das Tor tatsächlich nicht gegeben, da Schiedsrichter Thomsen den Ball in der Entstehung berührt hat. Nicht nur Kapitän Marvin Bakalorz (Bild) versteht die Fußballwelt nicht mehr. Erfreulich dagegen: Linton Maina feiert nach drei Monaten Pause sein Comeback.

15. Spieltag: FC St. Pauli – 96 0:1

Nein, ein Leckerbissen für Fußballästheten ist diese Partie nicht. Aber das muss sie auch nicht sein, erst recht, wenn das Ergebnis so ausfällt wie an diesem Tag. Linton Maina (Bild) erzielt bereits nach sieben Minuten und einem schönen Solo das 1:0 im ausverkauften Millerntor-Stadion. Danach zeigt das 96-Team großen Einsatz und lässt keine gute Hamburger Torchance zu. Gezittert werden muss trotzdem noch einmal, als eine Szene im hannoverschen Strafraum überprüft wird. Doch diesmal kommt eine gute Nachricht aus dem Kölner Videokeller – zu Recht kein Elfmeter für St. Pauli. "Die Mannschaft war füreinander da auf dem Platz", sagt Trainer Kenan Kocak nach der Partie. Und: "Ich bin sehr glücklich."

16. Spieltag: 96 – Erzgebirge Aue 3:2

Zweimal gerät die 96-Mannschaft in Rückstand, doch diesmal lässt sie sich nicht abschütteln. In der 75. Minute köpft Hendrik Weydandt das 2:2. Gänsehautgefühle gibt es dann in der 90. Minute, als Genki Haraguchi zum 3:2 trifft. Das komplette Team sprintet los, hüpft über die Bande und feiert vor der Nordkurve etwas Außergewöhnliches (Bild): den ersten Heimsieg der Saison. Bemerkenswert: Marvin Bakalorz, normalerweise kein Torjäger, erzielt gleich zwei Tore. Erst das 1:1 mit einem wuchtigen Kopfball, danach erneut per Kopf ins eigene Tor, als er einen Auer Freistoß unglücklich ins Netz verlängert. Aber darüber kann Bakalorz nach der Partie lachen – der erste Heimsieg macht es möglich.

17. Spieltag: VfL Bochum – 96 2:1

Im Duell am Freitagabend erwischen die Gastgeber den besseren Start und gehen nach 14 Minuten durch Manuel Wintzheimer in Führung. Die - in Grün spielenden - Roten finden schwer in die Partie, folgerichtig legen die Bochumer in der 28. Minute nach und erhöhen durch Simon Zoller auf 2:0. Hinterher wird von einer verschlafenen ersten Halbzeit die Rede sein. Nach der Pause ist 96 wach, Marvin Ducksch schafft in der 66. Minute den Anschlusstreffer und eröffnet damit ein Spiel auf ein Tor – leider ohne weiteres 96-Tor. Wie oft präsentiert sich die Mannschaft als Team mit zwei Gesichtern und muss ohne Punktgewinn vor die Fankurve (Bild). "Dass wir nicht von Anfang an voll da sind, verfolgt uns schon seit Wochen", sagt Kapitän Marvin Bakalorz.

18. Spieltag: 96 – VfB Stuttgart 2:2

Zum Rückrundenstart noch im Jahr 2019 zeigt die Mannschaft, was in ihr steckt, wenn sie konzentriert und leidenschaftlich auftritt. Und man sieht vier Tage vor Heiligabend, welchen Fußball sich Trainer Kenan Kocak vorstellt. Vor den 35.200 Zuschauern in der HDI Arena sind die Roten von Beginn an voll da, suchen den Weg nach vorne und stehen hinten stabil – beides zusammen in dieser Saison keine Selbstverständlichkeit. Der verdiente Lohn ist die Führung durch Marvin Ducksch. Nach der Pause steht es nach rund einer Stunde plötzlich 2:1 für die Schwaben, die nächste Enttäuschung steht bevor. Doch diesmal schütteln sich die 96-Profis kurz und fighten sich zurück. In der 74. Minute gelingt Edgar Prib (Bild), gerade mal zehn Minuten im Spiel, das umjubelte 2:2. Prib selbst ist sichtlich bewegt, die Fans gehen zufrieden mit einem Remis als kleinem Weihnachtsgeschenk nach Hause.

19. Spieltag: SSV Jahn Regensburg – 96 1:0

Im ersten Pflichtspiel des Jahres wird 96 überrascht – nicht nur vom dichten Schneefall, der in der ersten Halbzeit einsetzt. Nach 20 Minuten wird der weiße Ball durch einen orangenen Ball ersetzt (Bild, am Fuß von Linton Maina), der in der Nachspielzeit nach einem Elfmetertor des Jahn-Profis Max Besuschkow im hannoverschen Netz landet. Nach der Pause wird das Wetter besser, der Ball wieder getauscht, aber 96 findet in der dichten Regensburger Abwehr keine Lücken. Immer wieder sorgen Unterbrechungen dafür, dass kein kontrollierter Spielaufbau möglich ist. Bemerkenswert: 400 hannoversche Fans haben die weite Reise auf sich genommen, sie sehen das Debüt der Neuzugänge John Guidetti und Dominik Kaiser.

20. Spieltag: 96 – SV Wehen Wiesbaden 2:2

Kuriosität bereits vor dem Anpfiff: Beim Warmmachen haben gleich zwei 96-Spieler Beschwerden und müssen sich behandeln lassen, danach steht fest: Sowohl John Guidetti als auch Marcel Franke können gegen Wiesbaden nicht zum Einsatz kommen, stattdessen laufen Marvin Ducksch und Felipe auf. Dazu passt, dass 96 in der 37. Minute in Rückstand gerät (Bild) und bis zur 83. Minute diesem nachläuft. Doch dann gelingt durch Genki Haraguchi und Cedric Teuchert innerhalb von fünf Minuten die Wende. Noch drei Minuten alles unter Kontrolle halten, dann ist der erste Sieg im Jahr 2020 perfekt. Doch Pustekuchen. Bei Ecken für den Gegner herrscht ohnehin schon immer Alarmbereitschaft, aber auch das hilft nichts: Wiesbaden gleicht in der 90. Minute durch Benedikt Röcker aus – die 96-Spieler sind genauso frustriert wie die Zuschauer.

21. Spieltag: Greuther Fürth – Hannover 96 1:3

Ein kräftiger Orkan stürmt durch Deutschland, er wird nach dem Spiel viele 96-Fans kurz vor Kassel stoppen, als die Deutsche Bahn den Zugverkehr einstellen muss. In Fürth ist von dem Orkan während der Partie nicht viel zu spüren. Die 90 Minuten bieten dennoch reichlich hannoverschen Gesprächsstoff: Es gibt einen Platzverweis (Gelb-Rot für Josip Elez), einen von Ron-Robert Zieler gehaltenen Elfmeter, ein Eigentor (Waldemar Antons Rettungsversuch geht sozusagen nach hinten los) und einen Debütanten-Treffer von 96-Talent Simon Stehle in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Ein besonderer Moment ist Stehles Treffer auch deshalb, weil Linton Maina das Tor nach einem furiosen Sprint auch hätte selbst schießen können – den Ball aber uneigennützig ablegt. Herrlich ist auch die hannoversche Jubeltraube danach (Bild) – so sieht Erleichterung aus.

22. Spieltag: 96 – Hamburger SV 1:1

Erstligaatmosphäre im Nordduell: Die HDI Arena ist mit 49.000 Zuschauern erstmals in dieser Saison ausverkauft, und anders als im Hinspiel bietet die 96-Mannschaft dem zu diesem Zeitpunkt auf Tabellenplatz 2 liegenden Hamburger SV ein Duell auf Augenhöhe. Die hannoverschen Fans reiben sich die Augen: Sind das die Roten, die Ende Januar in Regensburg nicht viel auf die Reihe bekommen haben? Diese Elf kämpft, spielt ansehnlichen Fußball und geht nicht einmal unverdient durch Cedric Teuchert in Führung (51. Minute, Bild). Danach stemmt sich 96 gegen die Hamburger Schlussoffensive und macht das klasse, doch in der sechsten Minute der Nachspielzeit passiert nach einer Ecke erneut das offensichtlich Unvermeidbare: 96 kassiert durch Joel Pohjanpalo noch den Ausgleich. In den Stolz auf eine starke Leistung mischt sich Enttäuschung über die ausgebliebene Belohnung mit drei Punkten.
hr

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